Gewaltfreie Kommunikation - Was genau ist das eigentlich?

Vielen ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) entweder aus der bedürfnisorientierten und bindungsorientierten Kindererziehung oder aus dem Bereich der Streitlösung und Konfliktprävention bekannt.
Dass sie aber weit mehr als ein reines Kommunikationsmodell, ein Sprachleitfaden oder ein Tool zur Streitvermeidung ist und auch nicht ausschließlich von gewalttätigen Menschen angewendet wird, wissen die wenigsten.

Tatsächlich ist die GfK (die ursprünglich von dem amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg ins Leben gerufen wurde und von ihm als eine "Sprache des Lebens" betitelt wurde) vor allem eine Lebenshaltung, die sich auch hervorragend zur Persönlichkeitsentwicklung, zum Aufbau von Selbstbewusstsein und Selbstliebe, für Entscheidungsfindungen, zur Verbesserung der Work-Life-Balance und zur Prävention von Stress und Burnout eignet.

 

Ich selbst bin ein riesiger Fan der Gewaltfreie Kommunikation und habe sie in den vergangenen Jahren nicht nur in Gesprächen mit meinen Mitarbeiter*innen, Geschäftspartner*innen und Freund*innen oder bei der Arbeit mit meinen Coachees genutzt. Die GfK hat mir auch geholfen, schneller aus Depressionen heraus und durch Veränderungsphasen hindurch zu kommen, alte Familienkonflikte zu lösen, mit Kindern empathisch zu kommunizieren und mir ein Berufs- und Privatleben zu gestalten, das mich wirklich erfüllt und in der Tiefe meiner Seele zu mir passt.

In diesem Video gebe ich dir einen Überblick darüber, was die GfK eigentlich ist und was sie auch nicht ist.
Zwei kleine Selbstreflexionsübungen habe ich dir dort ebenfalls mitgebracht:

 

 

Die Gewaltfreie Kommunikation beruht auf einigen Grundannahmen, die sich durchaus stark von vielen Vorstellungen und Überzeugungen unterschieden, mit denen wir selbst aufgewachsen sind. Statt beispielsweise die Verantwortung (oder gar Schuld) für das, was uns in unserem Leben widerfährt, in die Hände anderer zu legen (oder uns selbst ständig für schuldig zu erklären), konzentriert sich die GfK nämlich auf unsere menschlichen Gefühle und Bedürfnisse. Diese lernen wir durch die GfK kennen und auszudrücken und binden sie in bewertungsfreie, sachliche Beobachtungen und klare, präzise Bitten ein.

Genau diese vier Komponenten (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis, Bitte) sind im Grunde der Kern der Gewaltfreien Kommunikation. Allerdings sind diese vier Komponenten nicht ausschließlich dafür da, sie in 4-Schritte-Satzkonstrukten (wie hier rechts) zusammenzusetzen - vielmehr sind sie vier in sich gecshlossene Bausteine, die

"Wenn ich (Beobachtung) sehe, fühle ich (Gefühl), weil mir (Bedürfnis) wichtig ist. Kannst du gerade (Bitte) machen?"


alle wichtig sind, um sich gut mit sich selbst und anderen zu verbinden. Denn genau das sind neben der tatsächlichen Kommunikation zwei elementare Bestandteile der GFK: Selbsteinfühlung und Fremdeinfühlung.
Sie hilft uns demnach dabei, Verbindung (zu uns und unseren Mitmenschen) aufbauen und zu halten anstatt Trennung (ebenfalls zu uns selbst und anderen) durch unsere Worte und Gedanken zu erzeugen.
Was es genau mit den vier Komponenten auf sich hat, erkläre ich dir kurz und knackig in diesem Video hier.

 

Welche Kompetenzen steigert die GFK?

Neben unserer KOMMUNIKATIONSKOMPETENZ kann die Gewaltfreie Kommunikation viele weitere unserer Kompetenzen steigern. Einige wichtige möchte ich hier herausheben:

Achtsamkeit

Achtsamkeit ist die Fähigkeit, sich selbst (die eigenen Gedanken, Gefühle und das eigene Verhalten), aber auch andere Personen oder Situationen mit voller Aufmerksamkeit und klarem Bewusstsein zu beobachten - ohne zu bewerten oder direkt zu reagieren.

 

Die GFK lehrt uns eine achtsame Haltung, die elementar ist, um...

 

...sich selbst und Andere besser kennen und verstehen zu lernen,

 

...Ordnung und Klarheit in die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu bringen,

 

...sich der eigenen Blockaden und Ängste bewusst zu werden,

 

...den Freiraum zu gewinnen, aus einer Vielzahl von Strategien und Handlungsoptionen zu wählen,

 

...unangenehme Emotionen schneller aufzulösen,

 

...wirklich selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu agieren.

 

Emotionskompetenz

Emotionskompetenz (auch Emotionale Intelligenz genannt), ist die Fähigkeit, die Gefühle von uns selbst und unserer Mitmenschen (z.B. unserer Mitarbeiter, Kollegen, Partner oder Familienmitglieder) zu deuten. Durch sie erlangen wir Kenntnis über unsere Bedürfnisse.

 

Die GFK schult uns in unseren Emotionen, was uns dabei hilft...

...das eigene Verhalten und Verhaltensmuster zu verändern,


...schnellere und deutlichere Entscheidungen zu treffen,

 

...klar über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen,

 

...souverän in Feedback- und Streitgesprächen aufzutreten,

 

...emotional stabiler und dadurch leistungsfähiger zu werden,

 

...langfristigere (berufliche und private) Beziehungen aufzubauen.

 

Konfliktkompetenz

Konfliktkompetenz ist die Fähigkeit, Konflikten nicht auszuweichen sondern sie auf eine konstruktive und produktive Art und Weise zu lösen und nicht als trennenden Bestandteil unserer Beziehungen sondern als Wachstumschance zu sehen.

 

Die GFK trainiert uns dabei...

 

...potenzielle Konflikte (evtl erst einmal in sich selbst) frühzeitig zu erkennen und sie zu verstehen,

 

...Mut zu entwickeln, konflikthafte Themen anzusprechen,

 

...effektiv zu kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden,

 

...die Perspektive der anderen Partei zu verstehen und mitfühlend zu sein,

 

...Worte anderer weniger persönlich zu nehmen,

...neue und kreative Lösungen für den Konflikt zu finden

 

 


Und was bedeutet eigentlich "gewaltfrei"?

Mit Gewalt ist in dem Kontext der GFK vor allem die verbale Gewalt genannt, die ja oft der körperlichen Gewalt voraus oder direkt mit ihr einhergeht. Schuldzuweisungen, Be- und Abwertungen, Vergleiche, Besserwisserei oder Befehle sind nur einige der vielzähligen Gewaltmöglichkeiten in unserer Sprache - und zwar nicht nur gegenüber Anderen, sondern oft auch schon in unserem Inneren. Die GFK lehrt uns, genau diese gewaltvolle Sprache (allein schon in unseren eigenen Gedanken) zu erkennen und in eine gewaltfreie Sprache zu transformieren.

 

Die Gewaltfreie Kommunikation wird häufig auch als Einfühlsame Kommunikation, Verbindende Kommunikation, Wertschätzende Kommunikation, Bewusste Kommunikation, Emotional Intelligente Kommunikation oder Achtsame Kommunikation bezeichnet.

 

Ich persönlich verwende die Begriffe  "wertschätzend" oder "achtsam" lieber als "gewaltfrei", weil ich es schöner finde, den Fokus auf das zu lenken, was die GFK fördert, anstatt auf das, was sie nicht fördert. Jedoch mag ich auch den gedanklichen Ansatz von Marshall B. Rosenberg, weshalb er diese Begrifflichkeit gewählt hat: Er bezog sich damit auf Mahatma Gandhi und seine gewaltfreie Widerstandsbewegung, bei der er das alte hinduistische Konzept von Gewaltlosigkeit ("Ahimsa") insbesondere in der Politik anwendete.

Klingt die Gewaltfreie Kommunikation spannend für dich und du möchtest mehr darüber erfahren? Dann komm doch gern einmal in einen meiner Workshops oder buch dir ein Einzeltraining bei mir zu dem Thema.

Ich freue mich sehr, wenn du Lust hast gemeinsam mit mir und der Gewaltfreien Kommunikation ein kleines bisschen mehr Sonne in unseren Alltag zu bringen.

Ganz viel Sonnenschein für dich & bis bald,

 

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