Wider den inneren Widerständen - 8 Tipps, um dem inneren Schweinehund zu begegnen

Bei unserem letzten ICH-Entdecker*innen-Stammtisch (meinem monatlich stattfindenden Netzwerk- und Austauschabend für deine persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung) haben wir uns über das Thema "Umgang mit inneren Widerständen" ausgetauscht und das Thema ist auf solch positive Resonanz gestoßen, dass ich hier direkt einmal einige der wichtigsten Impulse mit dir teilen möchte.

Wunderbarerweise wurden wir diesmal auch von Kommunikationsexpertin Miriam Kolodziej von www.communicorn.de unterstützt, die ebenfalls zahlreiche bereichernde Impulse mit uns teilte - insbesondere bezüglich unseres Umgangs mit inneren Widerständen bezogen auf unangenehme oder konflikthafte Gespräche und dem Meiden von "schwierigen" Personen. Danke von Herzen, Miriam, dass du dabei warst!

 

Die meisten Teilnehmer*innen haben auf jeden Fall bestätigt, dass sie innere Widerstände kennen und dass es sehr frustrierend sein kann, das Gefühl zu haben, sich selbst im Weg zu stehen.

Glücklicherweise gibt es einige Strategien, mit inneren Widerständen umzugehen und sie zu überwinden. Indem wir uns bewusst werden, dass wir innere Widerstände haben, können wir beginnen, uns mit ihnen auseinanderzusetzen und Wege finden, um sie zu überwinden. Durch den Umgang mit unseren inneren Widerständen können wir unser Potenzial ausschöpfen und uns auf den Weg zu persönlichem und beruflichem Wachstum machen.

 

Was sind eigentlich "innere Widerstände"?

Innere Widerstände können uns in vielen Bereichen unseres Lebens begegnen. Sie können auftreten, wenn wir uns mit einer unangenehmen Aufgabe befassen oder uns neuen Herausforderungen stellen wollen, eine schwierige Entscheidung treffen sollten, ein wichtiges Gespräch führen müssten oder etwas Neues ausprobieren möchten. Sie können uns davon abhalten, etwas zu tun, was wir uns vorgenommen haben oder was wir uns wünschen und sie können uns aufhalten, unangenehme Gespräche zu führen oder uns dazu bringen, bestimmte Personen zu meiden. 

 

Diese Widerstände können auf verschiedenen Ebenen auftreten, wie zum Beispiel auf körperlicher, emotionaler oder mentaler Ebene. Das heißt, sie zeigen sich durch negative Emotionen, gedankliche Überzeugungen oder Gewohnheiten, die uns daran hindern, Fortschritte zu machen oder unsere Ziele zu erreichen.

 

Wie erkennst du innere Widerstände?

Innere Widerstände sind uns nicht immer bewusst sondern sie "agieren" häufig unbewusst. Zu mir kommen beispielsweise selten Coaching-Klient*innen, die sagen: "Hey Laura, ich habe da einen inneren Widerstand gegen diese eine Aufgabe. Können wir den bitte im Coaching auflösen!". Vielmehr sagen sie zu mir: "Laura, ich will unbedingt endlich dieses eine Ziel erreichen, aber irgendwie dreh ich mich da im Kreis.". Oder sie sagen: "Ich bin so genervt, dass ich es einfach nicht schaffe, diese Entscheidung zu treffen und den nächsten Schritt zu gehen. Können wir daran arbeiten.". Und manchmal höre ich auch: "Ah, ich muss eigentlich unbedingt mit Person X darüber sprechen, aber ich trau mich einfach nicht.".

Im Coaching schauen wir dann, ob sich irgendwo hinter diesem "Nicht-Ziel-Erreichen", "Im-Kreis-Drehen" oder "Gespräche-Vermeiden" evtl ein innerer Widerstand verbergen könnte. Dieser allererste Schritt (ich nenne ihn gern den "Aha-Schritt", weil du dann sagen kannst "Aha, DAS ist mein innerer Widerstand!") ist so wichtig. Denn nur wenn du deine inneren Widerstände kennst und verstehst, kannst du dir auch Strategien überlegen, mit ihnen umzugehen.

Das Schöne ist, dass du diesen ersten "Aha-Schritt" auch bis zu einem gewissen Grad selber bei einer Selbstreflexion machen kannst. Dafür ist es allerdings wichtig zu wissen wie sich innere Widerstände eigentlich so zeigen.

Hier gibt es drei Möglichkeiten:

 

1.) Unangenehme Gefühle / Körperliche Reaktionen

Häufig zeigen sich unsere inneren Widerstände durch "typische" unangenehme "Ablehnungs-Gefühle" wie zum Beispiel Ekel, Ärger, Frust, Wut, Stress oder Unzufriedenheit. Manchmal zeigen sie sich aber auch durch Angst, Ohnmachtsgefühle, Peinlichkeit, Scham oder schlechtes Gewissen.

Immer wieder habe ich auch Klient*innen in meinen Sessions, die ihre Gefühle gar nicht so direkt benennen, aber sehr wohl ihre körperlichen Reaktionen beschreiben können. Typische körperliche "Ablehnungsreaktionen" sind Magenkneifen, Kloß im Hals, Herzrasen, Hitzewallungen, Schweißausbrüche, aber auch plötzliche Müdigkeit, Erschöpfung oder innere Leere.
Um deinen inneren Widerständen auf die Spur zu kommen, kannst du dir selbst einmal die folgenden Fragen stellen:

"Gibt es Situationen, in denen ich oft starke Emotionen oder körperliche Reaktionen spüre?
Kann es sein, dass ich in diesen Situationen irgendetwas selbst machen müsste, wovor ich mich noch scheue?"

 

2.) Blockierende Gedanken

Ganz deutliche Anzeichen für innere Widerstände sind Gedanken wie "Ich will das nicht!", "Ich kann das nicht!" oder "Ich darf das nicht!". Auch Gedanken wie "Was denken die anderen, wenn ich das mache?", "Das macht man nicht!", "Was bin ich bloß für ein schlechter Mensch, wenn ich das mache!" oder "Das macht eh keinen Sinn!" können Anzeichen für innere Widerstände sein. Vielleicht sind es bei dir aber auch eher die kleinen, unscheinbaren Gedanken wie "Ach, das kann ich auch morgen machen!". Was hin und wieder gedacht eventuell noch ganz menschlich und normal ist, kann bei regelmäßigem Denken durchaus auf einen Widerstand hinweisen.

Hier können dir die folgenden Fragen bei der Selbstreflexion helfen:
"In welchen Situationen tauchen starke Gedanken auf, die mich abhalten, mit etwas weiterzumachen?
Was denke ich da genau?"

3.) Vermeidendes Verhalten / Ungesunde Gewohnheiten

Auch anhand unseres Verhaltens lassen sich oft unsere inneren Widerstände sehr gut identifizieren.
Typische Verhaltensmuster bei Widerständen können beispielsweise Ablenkung (z.B. Fernsehen, Internetsurfing, Soziale Medien, Ausgehen, etc in erhöhtem Maße), das Erledigen von "einfacheren" oder angenehmeren Aufgaben oder auch der Rückzug (z.B. im Bett bleiben, lange schlafen, krank werden) sein.

Und auch wiederkehrende Gewohnheiten, die unerer Gesundheit nicht unbedingt zuträglich sind, können uns aufmerksam machen, dass da in uns ein blockierender Widerstand aktiv ist. Ich selbst entsinne mich beispielsweise daran, dass ich vor einiger Zeit meinen Kaffeekonsum reduzieren wollte. Da ich mich zu dieser Zeit allerdings jeden Morgen mit Freunden in einem Café zu einem Guten-Morgen-Kaffee getroffen habe, war das gar nicht so leicht. Aber auch nicht unmöglich, denn in dem Café gab es nicht nur Kaffee, sondern auch Chai Tea oder Ingwer Tee. Jeden Morgen stand ich also da und wollte, dass aus meinem Mund die Bestellung eines koffeinfreien Getränks kommen würde. Was allerdings tatsächlich heraus kam war: "Genau, wie immer einen Cappuccino bitte!"...
Yes, wenn du dich selbst ebenfalls bei solchen Gewohnheiten ertappst, kann es durchaus sein, dass da ein innerer Widerstand ziemlich aktiv ist, der dich abhalten möchte, etwas an deinem Verhalten zu verändern.
Frag dich daher jetzt einmal selbst:

"In welchen Situation agiere ich immer wieder auf eine bestimmte Art und Weise, obwohl ich mich eigentlich lieber anders verhalten möchte? Was genau tue ich da?"

 

Woher kommen innere Widerstände?

Wichtig ist zuerst einmal zu verstehen, dass innere Widerstände tatsächlich (ja, es mag evtl schwer zu glauben sein) eine positive "Absicht" haben und dass es wichtig ist, sich bewusst zu werden, ob die eigene positive Absicht tatsächlich im Hier & Jetzt sinnvoll ist oder nicht.


Was meine ich damit?
Unsere Widerstände sind innere Schutzmechanismen von uns. Sie wollen uns in erster Linie davor bewahren, dass uns etwas im Leben widerfährt, was uns schadet. Sie sind also vom Grunde her ein sehr wohlwollender Anteil in uns - sozusagen eine echt gute Freundin oder ein netter Kumpel, die nicht wollen, dass uns etwas Unschönes zustößt.

 

Allerdings können diese netten Kumpels und gute Freundinnen durchaus unterschiedlichen Ursprungs sein. 
Sie können entweder tatsächliche Freunde aus dem Hier und Jetzt sein, die uns vielleicht sogar noch ein wenig besser kennen als wir uns selbst. ODER sie können Freunde sein, die uns aus längst vergangenen Zeiten in Erinnerung haben und nicht recht mitbekommen haben, dass wir inzwischen Erwachsen geworden sind oder zahlreiche Fähigkeiten und Ressourcen hinzugewonnen haben.

"Widerstände sind wie eine gute Freundin oder ein netter Kumpel, die nicht wollen, das uns etwas Unschönes zustößt."


Meine "Freundinnen" aus dem Hier & Jetzt kommen beispielsweise gerne zutage, kurz bevor ich meine Menstruation bekomme. Je näher ich meinem Zyklustag 1 komme, desto schwerer fühle ich mich. Ich werde gereizter. In mir schreien die Gedanken laut "Ich will das heute nicht!", wenn ich bestimmte Aufgaben erledigen soll, die viel Energie kosten. Und mein Verhalten ist: Ich will am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben.
Diese inneren Widerstände sagen mir also ganz klar und deutlich: "Laura, hier und heute ist es gesünder für dich, uns zu folgen!" und diese "Aussage" stimmt tatsächlich. Denn es sind die Wächter*innen meiner Bedürfnisse im Hier und Jetzt, die diese Gedanken, Gefühle, körperlichen Reaktionen und Verhaltensweisen auslösen.


Ähnlich waren da beispielsweise auch die "inneren Helferlein" meiner Klientin: Zahlreiche Stimmen im Außen haben ihr immer wieder gesagt, dass sie sich unbedingt beruflich weiterentwickeln und Führungskraft werden soll.
Was für sie vom Kopf her auch logisch klang und daher auch immer wieder von ihr angegangen wurde, stieß im Innen scheinbar auf einen Widerstand. Jedes Mal, wenn das Thema aktueller wurde, hat sie gemerkt wie die Bauchschmerzen aufkamen und die Panik in ihr hochstieg. War diese Angst nun aber ihre Sorge vor dem nächsten großen Wachstumsschritt oder wollte diese Angst sie tatsächlich davon abhalten, einen Weg einzuschlagen, der gar nicht zu ihr selbst und ihrer eigenen Pserönlichkeit passte? Wir haben das Thema intensiv in zwei Coachingsessions mit Hilfe einiger intensiver Fragen, einer Traumreise und einer Aufstellung bearbeitet. Und was denkst du, was heraus gekommen ist?
Genau, du kannst es dir wahrscheinlich schon denken: Dieser innere Widerstand war tatsächlich eine Freundin aus dem Hier & Jetzt. Ihr CoreSelf ("Kern-Selbst"), wie ich es gerne nenne, das ihr deutlich gemacht hat, dass sie als Individuum nicht hier auf der Welt ist, um an der Spitze eines Teams Projekte strategisch zu planen und voranzutreiben sondern vielmehr um als Teil eines Projektteams gemeinsam mit mit anderen Hand in Hand zu arbeiten.

"Nicht alle Widerstände sind aktuelle Freund*innen. Manchmal zeigen sich auch noch ein paar Freunde aus der Vergangenheit."

Doch wie bereits gesagt: Nicht alle Widerstände sind "aktuelle Freund*innen". Manchmal zeigen sich auch noch noch ein paar "alte Freunde". Beispielsweise erinnere ich mich an einen Klienten, der zu mir kam, weil er eine unglaublich große Unzufriedenheit in sich hatte, die er nicht zuordnen konnte. Er war ständig am Meckern, Schimpfen und Lästern und war von seinem Verhalten selbst genervt. In seinen Coaching-Sessions fand er heraus, dass er grade ein großes Wachstumsbedürfnis hatte. Er wollte sich eigentlich weiterentwickeln, Neues lernen und aus seinen festen Alltags-Strukturen herauskommen. Doch in ihm wüteten starke Ablehnungsgedanken: "Du kannst doch jetzt nicht mit Mitte 50 nochmal dein ganzes Leben über den Haufen schmeißen!", "Deine Frau wird das gar nicht verstehen und dich verlassen!", "Was sollen denn die anderen denken?" , "Das macht man doch nicht!" und "Schuster, bleib bei deinen Leisten!".

 


Diese Stimmen, die da in ihm so laut waren, waren keine Kumpels aus dem Hier und Heute.
Sie waren Überzeugungen und Werte, die eher seiner Eltern- oder Großelterngeneration entsprachen.
Was vor vierzig, fünfzig oder sechzig Jahren noch durchaus sinnvoll gewesen sein mag, ist es allerdings heute nicht mehr unbedingt. Und so durften wir diese alten Glaubenssätze durch ein paar kraftvolle Übungen auflösen.

Manchmal sind diese "alten Freunde" auch Zeitreisende aus der Kindheit oder aus traumatisierenden Situationen in unserem Leben. Manche Situationen, die uns heute begegnen, erinnern uns zum Beispiel an Zeiten, in denen es für uns überlebenswichtig war, dass wir uns an die Ratschläge unserer Eltern gehalten haben. Vielleicht kommen auch Erinnerungen an Situationen in uns auf, in denen wir uns einmal sehr hilflos gefühlt haben oder in denen wir überfordert waren. Innere Widerstände wollen uns dann auch heute noch vor gefährlichen Situationen oder dem Fühlen der starken Emotionen von damals schützen und halten uns davon ab, bestimmte Wege zu gehen.

 

Ich bin ehrlich: Es ist manchmal gar nicht so einfach, für sich selbst herauszufinden, welchen Ursprung ein innerer Widerstand hat und es erfordert durchaus ein wenig Feingefühl mit diesen kraftvollen inneren Anteilen in Kontakt zu treten. Und doch kann es ein so wichtiger Schritt auf dem Weg zur persönlichen Weiterentwicklung sein, die inneren Widerstände kennen- und verstehen zu lernen.

 

Was hilft uns bei inneren Widerständen?

"Und was mache ich jetzt mit diesen Widerständen, Laura?", höre ich in Coachings oft, wenn die "Kumpels" erstmal Namen bekommen haben. Und auch hier hörst du von mir - wie so oft - nicht DIE EINE Lösung, sondern ein paar Lösungsideen, die entweder mir selbst oder meinen Coachees schon geholfen haben.

1.) Eigene Ressourcen

Bevor ich mit dir irgendwelche Erfahrungen teile, möchte ich dich anregen, dir einmal selbst die Frage zu stellen:
Was hat dir selbst in der Vergangenheit schon einmal geholfen, deinen Widerständen zu begegnen?

Oft neigen wir dazu, zu vergessen, dass wir selbst in unserem Leben bereits Widerständen begegnet sind und sie vielleicht auch das eine oder andere Mal wieder los geworden sind. Es kann durchaus Sinn machen, sich genau an diese Momente zu erinnern und zu überlegen: Was genau habe ich damals getan? Was habe ich gedacht? Was habe ich gesagt? Wie bin ich mit diesen Widerständen und mit anderen Menschen umgegangen?

2.) Erkenne deine Werte & Bedürfnisse

Wenn wir uns nicht sicher sind, was uns wirklich wichtig ist, kann es schwierig sein, Entscheidungen zu treffen oder Pläne umzusetzen. Studien belegen, dass Menschen, die sehr klar in ihren Werten und Bedürfnissen sind, weniger häufig prokrastinieren oder mit inneren Widerständen zu kämpfen haben.

Es kann dir helfen, dir Gedanken darüber zu machen, was dir wirklich am Herzen liegt und warum du eigentlich bestimmte Ziele erreichen möchtest.
Allerdings ist es manchmal gar nicht so einfach, Klarheit zu finden, welcher Wert eigentlich wirklich gerade der eigene Wert ist oder vielleicht vielmehr ein Wert der eigenen Eltern oder unserer Gesellschaft. Zusätzlich sind es ja auch oft mindestens zwei sich scheinbar gegenüberliegende Werte oder Bedürfnisse, die in uns laut werden, wenn wir Widerstände spüren. Der Widerstand möchte uns beispielsweise auf unser Bedürfnis nach Sicherheit und Erholung hinweisen - wohingegen gleichzeitig vielleicht auch ein starkes Bedürfnis nach Wachstum in uns ist.

In meinen Downloads findest du sowohl eine Bedürfnis- als auch eine Werteliste. Beide Listen können dich dabei unterstützen, herauszufinden, was genau dir wichtig ist und was du brauchst.

3.) Lerne zu priorisieren

 Insbesondere wenn du dich selbst bei der Prokrastination ertappst und merkst, dass du ständig Aufgaben weiterschiebst, kann es dir helfen, Prioritäten zu setzen.

 

Dafür kann die Eisenhower-Matrix ein kraftvolles Werkzeug sein. Sie unterteilt deine Aufgaben in WICHTIG, UNWICHTIG, DRINGEND und NICHT DRINGEND.

 

WICHTIG meint hier alle die Aufgaben oder Gespräche, die dir persönlich gerade sehr wichtig sind. Die also deinen tiefliegenden Herzens-Bedürfnissen oder sehr stark deinen eigenen Werten entsprechen.

 

DRINGEND sind die Tätigkeiten, die tatsächlich mit bestimmten Deadlines verbunden sind oder bei denen du dich mit Konsequenzen konfrontiert siehst, wenn du sie nicht erledigst (z.B. Erledigung deiner Steuererklärung).

Die Vorlage für eine Eisenhower-Matrix, die du hier als Bild siehst, findest du ebenfalls zum Herunterladen in meinem Downloadbereich.


4.) Geh los und mache "Baby-Steps"

Einer der Gründe, warum unsere inneren Widerstände manchmal sehr, sehr laut werden, ist, dass wir uns zu viel auf einmal vornehmen oder dass wir viel zu hohe Erwartungen an uns selbst haben.

Gerade, wenn wir Neues im Leben angehen wollen, ist es wichtig, dass wir uns realistische Ziele setzen und uns nicht komplett überfordern. Vergleiche mit anderen Personen, die irgendetwas von heute auf morgen geschafft haben oder deren Raus-aus-der-Komfortzonen-Moment schon viele Monate und Jahre zurück liegen, helfen uns an dieser Stelle genauso wenig wie der Gedanke "Entweder 120% geben oder gar nicht!".

 

Was uns jedoch tatsächlich hilft, ist das Losgehen. Und zwar in kleinen Schritten.
Denn diese "Babysteps" und klitzekleinen Erfolgserlebnisse können uns dabei helfen, unser Selbstvertrauen zu stärken und den inneren Widerstand zu verringern. Darüber hinaus ist es erfahrungsgemäß häufig direkt am Anfang am anstrengendsten, etwas Neues anzugehen und wird dann peu a peu immer einfach - ein wenig wie beim Fahrradfahren, wo die ersten Tritte manchmal auch noch schwer sind bevor das Rad dann irgendwann fast von alleine rollt.


Anstatt dir vor deinem geistigen Auge nun einen riesigen unbezwingbaren Berg vorzustellen, überlege dir doch lieber, was der allererste Schritt ist, den du nun in Richtung deines Ziels gehen darfst. Du brauchst dir noch keine Gedanken zu machen, welches der zweite, der dritte oder zwanzigste Schritt sein wird. Dafür hast du immer noch Zeit. Überleg dir erstmal nur:
Was ist die erste Tür, die ich nun aufschließen darf?

 

5.) Schaffe eine positive Umgebung

Unsere Umgebung und unser Umfeld haben so einen großen Einfluss auf unser Wohlbefinden und auf unsere Motivation.
Wo wir vielleicht in einer bestimmten Umgebung konstant mit zahlreichen Einflüssen konfrontiert sind und uns schwer damit tun, uns zu konzentrieren, kann uns eine andere Umgebung dabei unterstützen, unsere Ziele im Blick zu behalten und Ablenkungen abhalten.


Ich erinnere mich beispielsweise noch an meine Zeit als Unternehmerin, wo ich oft während unserer Ladenöffnungszeiten versucht habe, bestimmte unangenehme Tätigkeiten (wie z.B. meine Buchhaltung) zu erledigen und regelmäßig gescheitert bin, weil ständig Kund*innen herein kamen und mit mir quatschen wollten. Da die Tätigkeiten ja nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigungen waren hab ich mich auch durchaus gern ablenken lassen und die Aufgaben sind tagelang liegen geblieben. Irgendwann habe ich mir vorgenommen, alle unangenehmen Aufgaben künftig nicht mehr im Laden zu erledigen sondern mir zuhause eine gemütliche Home Office-Ecke zu gestalten , wo ich ganz ruhig und ungestört arbeiten konnte.
Das hat tatsächlich ganz wunderbar funktioniert.

Überleg doch einmal wie es bei dir ist und stell dir die Frage: Was brauche ich räumlich gesehen, um die von mir hinausgeschobenen Aufgaben, Tätigkeiten oder Gespräche zu erledigen oder hinter mich zu bringen? Was würde mir gut tun?

 

"Es gibt Menschen, die dir helfen, die nächsten Schritte zu gehen...und es gibt Menschen, die deine inneren Widerstände eher noch befeuern."

Ganz ähnlich ist es übrigens auch mit Personen. Es gibt Menschen, die dir helfen, die nächsten Schritte zu gehen und die deiner Motivation zuträglich sind. Und es gibt Menschen, die deine inneren Widerstände eher noch befeuern, z.B. mit bestimmten Aussagen, die deine inneren Glaubenssätze eher noch unterstreichen.

So erzählte mir beispielsweise eine Klientin von ihrer Mutter, die immer dann, wenn meine Klientin von ihren


Kündigungsplänen berichtete, sagte: "Das kannst du nicht machen! Das ist viel zu unsicher! Das geht nicht!".
Oder einer meiner Klienten berichtete mir von seinem (ebenfalls erwachsenen) Bruder, der die ganze Familie mit seinen regelmäßigen Krankheiten in Schach hielt. Jedes Mal, wenn mein Klient endlich zu seiner lang ersehnten Weltreise aufbrechen wollte, wurde der Bruder wieder krank und mein Klient kam nicht weg.
Oder wieder ein anderer Klient hatte bei der Arbeit die Herausforderung, dass er mehrere Kolleg*innen hatte, die oft und gerne lästerten und meckerten und damit die gesamte Abteilung vom Arbeiten abhielten.

Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auch dir Personen in deinem Umfeld einfallen (die du vielleicht auch sehr wertschätzt oder liebst), die du dir ehrlicherweise nicht unbedingt als deine Wachstumsbegleiter wünschst, oder?
Schau auch an diesem Punkt einmal hin und frag dich:
Welche Personen brauche ich jetzt gerade um mich herum, um meine inneren Widerstände beiseite lassen zu können? Wer tut mir gut? Welche Eigenschaften haben diese Personen? Welche Bedürfnisse erfüllen mir solche Menschen, die mich in meinem Wachstum begleiten?

Ich weiß, es mag nicht leicht sein, sich (und sei es nur vorübergehend) aus einem gewohnten Umfeld von Personen oder aus deiner Komfortzonen-Umgebung zu verabschieden. Doch vielleicht kann dir hierbei der nächste Tipp Nr. 6 helfen.

 

6.) Visualisiere dein Ziel

Ebenfalls hilfreich kann es sein, dir im Hier und Heute schon einmal vor deine inneren Augen zu führen, wie es sein wird, wenn du deine Ziele erreicht hast. Denn häufig, wenn innere Widerstände aktiv sind, "kämpfen" in dir deine langfristigen Bedürfnisse (z.B. nach Wachstum, Kreativität, Selbstverwirklichung, Sinnhaftigkeit oder Selbstwirksamkeit) mit deinen kurzfristigen Bedürfnissen (z.B. Erholung, Vertrautheit, Beständigkeit oder Sicherheit). Und ja: Die kurzfristigen Bedürfnisse sind oft die, die "gewinnen". Weil die Belohnung (beispielsweise als Ausschüttung von positiven Botenstoffen in deinem Gehirn, wenn du dich ablenkst oder dir vertraute Dinge tust) im Gegensatz zu der Belohnung für die Erfüllung unserer langfristigen Bedürfnisse direkt geschieht. Aber du kannst dich selbst ein wenig austricksen. Da unser Gehirn nicht zu 100% zwischen Dingen, die tatsächlich stattfinden und Dingen, die wir uns "nur" vorstellen, unterscheiden kann, kannst du dir als Belohnung auch dein Ziel schon einmal in Gedanken ausmalen.

In meinen Coachings arbeite ich oft mit kraftvollen Visualisierungsübungen (z.B. Meditationen und leichten Trancen, die tatsächlich schon manchmal fast Wunder bewirken konnten) - für zuhause empfehle ich dir zuerst einmal folgendes:

Überlege dir genau, welche Bedürfnisse du dir mit deinem Ziel erfüllt haben wirst und wie es sich anfühlen wird, wenn diese Bedürfnisse befriedigt sind.
Nutze dafür sehr gern meine Bedürfnis- und Gefühlsliste aus dem Downloadbereich.

 

7.) Steigere deine Frustrationstoleranz & Emotionskompetenz

Ein wichtiger Punkt, der oft rund um die Arbeit mit inneren Widerständen vergessen wird ist die Steigerung der eigenen Frustrationstoleranz und der Fähigkeit, Gefühle (wie z.B. Traurigkeit) zuzulassen.
Warum das so wichtig ist erzähle ich dir gern.

Wir wissen wohl alle wie heftig sich innere Widerstände anfühlen können. Extrem starke Emotionen wie Wut, Ärger, Frust, Scham oder Schuldgefühlen schütteln und rütteln uns da unter Umständen ganz ordentlich durch. Unser menschlicher Impuls ist es, diese überbordenden Gefühle möglichst so schnell wie möglich los werden zu wollen. Doch kann es uns unter Umständen auch helfen, diese Gefühle für eine Weile auszuhalten und sie vielmehr wirklich einmal zu fühlen statt sofort in die Ablenkung zu gehen. So steigern wir unsere Frustrationstoleranz, die eine elementare Kompetenz für unsere Widerstandsfähigkeit und unsere Selbstwirksamkeit ist.

Um deine Frustrationstoleranz zu steigern empfehle ich dir in jedem Fall wieder die "Baby-Steps-Methode".
Zwing dich also bitte nicht, deinen nächsten inneren Widerstand stundenlang aushalten zu müssen. Nimm dir lieber vor, ihn nur 10 Minuten auszuhalten und voll und ganz zu spüren, was gerade in dir vor sich geht.


Wenn du also das nächste Mal eine Aufgabe hast, die du gar gar gar nicht machen möchtest, stell dir den Wecker auf 10 Minuten. Nimm dir die 1. Minute, um wahrzunehmen was du genau wo in deinem Körper fühlst und was du denkst. 
Dann arbeite 8 Minuten an der unbeliebten Aufgabe.
Und check dann in der 10. Minute nochmal, was in dir gefühls- und gedankenmäßig los ist.
Nach den 10 Minuten wertschätze dich dafür, dass du trotz der heftigen Gefühle 8 Minuten an der Aufgabe gearbeitet hast. Langsam aber sicher kannst du dann in den kommenden Wochen die Zeit deines Timers steigern.

 

Eine weitere Emotion, die uns rund um die Arbeit mit unseren inneren Widerständen begegnen kann, ist unsere Trauer.
Der sehen wir nämlich zwangsläufig in die Augen, wenn wir uns von uns liebgewonnenen Verhaltensmustern, Umgebungen und Personen (kurz-, mittel- oder langfristig) verabschieden dürfen. Ich sage gern, dass unsere Trauer unsere Wegbegleiterin in großen Veränderungsprozessen ist und uns beim Loslassen hilft. Oft missverstehen wir unsere Trauer und glauben, dass sie uns sagt "Geh nicht!". Doch das stimmt meist nicht. Vielmehr sagt sie uns "Geh ruhig. Ich helfe dir dabei!".
Ihr ausweichen oder sie nicht fühlen zu wollen, führt uns immer wieder an unseren Ausgangspunkt zurück. Um zumindest einen klitzekleinen Schritt weiterzugehen, braucht es den Mut, sich auch einmal für einige Zeit der Traurigkeit und dem Bedauern hinzugeben. Ich weiß, es ist leichter gesagt als getan - und doch möchte ich dich ermutigen, deine Trauer das nächste Mal, wenn sie sich als dein innerer Widerstand zeigt, einmal voll und ganz zu spüren. Lass alles da sein, was sich zeigt.

 

8.) Suche dir Unterstützung

Ich erlebe immer wieder bei meinen Klient*innen, dass sie sich selbst verurteilen, wenn sie ihre inneren Widerstände nicht "in den Griff" bekommen.  Da sind dann oft Scham- oder Schuldgefühle, von denen andere Menschen aber bloß nichts mitbekommen sollen.
Allerdings kann es unglaublich kraftvoll sein, sich Unterstützung von anderen zu suchen, wenn man mit inneren Widerständen kämpft. Das können Freunde, Familie oder auch ein Coach, Berater oder Therapeut sein, die ein Ohr schenken, eigene Erfahrungen teilen oder, wenn du das möchtest, auch Ratschläge und Tipps geben. Es können aber auch andere Dienstleister*innen sein, die dich tatsächlich bei der Bewältigung bestimmter Aufgaben unterstützen. Eine Klientin von mir, mit der ich ebenfalls an ihrer Überforderung und an ihren inneren Widerständen gearbeitet habe, konnte beispielsweise in ihrem Coaching ihren Glaubenssatz "Ich muss das alleine schaffen!" hinter sich lassen, buchte sich ab dann eine Putzhilfe, brachte ihre Wäsche zum Bügeln in eine Reinigung und lies sich zwei Mal die Woche eine Kochbox nach Hause kommen.
Keine Frage, dies ist unter Umständen auch kostenintensiv. Manchmal können es aber auch Freunde oder andere Personen aus dem Umfeld sein, die sich sogar darüber freuen, wenn sie uns unentgeltlich bei etwas helfen können und sich dadurch ebenfalls "gebraucht" fühlen. Und im Gegenzug (der spannenderweise von viel weniger Menschen erwartet wird als wir oft glauben) können wir diese Menschen dann vielleicht einfach einmal zu einem gemütlichen Essen einladen.

Das wichtigste ist, dass du weißt, dass du nicht allein bist und deine inneren Widerstände nicht nur für dich bewältigen brauchst. Es sind Menschen da, die dich auf diesem Weg begleiten und es ist überhaupt gar nicht "schwach", mit anderen Menschen darüber zu reden oder Aufgaben zu delegieren. Ganz im Gegenteil: Es ist ein Zeichen von Stärke, dir Unterstützung an die Seite zu holen. Und vielleicht ermutigst du ja sogar noch jemand anderen aus deinem Freundes- oder Bekanntenkreis, der ebenfalls hin und wieder mit Prokrastination oder inneren Widerständen ringt, ebenfalls offen darüber zu sprechen und sich helfende Hände zu suchen.

 

Nimm dir doch einmal einen kurzen Moment und überlege, welche Person dir einfällt, die dich entweder unterstützen kann, Aufgaben zu erledigen oder dir beratende oder zuhörende Unterstützung bieten kann.

 

P.S. In diesem Atemzug möchte ich noch kurz sagen, dass sehr starke Prokrastination oder Vermeidung (vor allem von alltäglichen Aufgaben wie Aufstehen, Behördengänge, Briefe öffnen, etc. ) durchaus aus auch auf eine Depression, ein starkes Trauma oder eine andere psychische Erkrankung hinweisen kann. Solltest du den Eindruck haben, dass entweder du selbst oder eine andere Person in deinem Umfeld davon betroffen ist, wende dich bitte an den Psychosozialen Notdienst in deiner Stadt.

 

Müssen innere Widerstände immer bekämpft werden?

Du hast von mir jetzt vieles gehört, was uns dabei unterstützt, das Wesen unserer inneren Widerstände ein kleines bisschen besser zu verstehen und sie langsam, aber sicher weniger werden zu lassen. Mir ist aber auch noch ganz wichtig, zu erwähnen, dass es durchaus verschiedene Möglichkeiten gibt, unseren inneren Widerständen zu begegnen und das diese Begegnung nicht immer ein Kampf und ein "GEGEN den Widerstand" sein muss.

Neben der Möglichkeit vor dem Widerstand zu flüchten oder ihn zu bekämpfen, gibt es auch noch eine Option, die uns nicht unbedingt sofort als erstes einfällt, wenn wir an innere Widerstände denken: Wir können sie auch annehmen, akzeptieren und da sein lassen.

Und wenn du jetzt denkst: "Ja aber, wie soll ich den Widerstand denn einfach da sein lassen? Von alleine geschehen die Dinge, die ich angehen will ja auch nicht!" oder "Wenn ich das nicht tue oder sage, wogegen ich mich so streube, wird alles schlimm enden!", dann möchte ich mit dir noch eine allerletzte Geschichte einer Klientin von mir teilen. Sie hatte ebenfalls einen großen Widerstand in sich - und zwar dahingehend, dass eine Stimme in ihr nicht wollte, dass ihre Tochter sich mit einer bestimmten Idee selbstständig macht. Immer wieder wollte sie ihrer Tochter sagen, dass sie die Idee nicht gut fand, doch irgendwie kam es nie zu dem Gespräch. In unserer Coachingsession haben wir an ihrer "Widerstands-Akzeptanz" gearbeitet und sie konnte tatsächlich den Widerstand einfach Widerstand sein lassen. Er wurde nicht bekämpft, musste nicht weichen, er durfte da sein. Es wurde ihm einfach keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. Irgendwann bekam ich eine Mail von der Klientin, in der sie mir begeistert erzählte, was ihre Tochter für ein wundervolles Business aufgebaut hatte.

 

Den Widerstand da sein zu lassen fühlt sich oft wie ein Einknicken, ein Aufgeben oder ein Verlieren an. Doch das ist es nicht. Es ist vielmehr ein "allem Anderen im Hier und Jetzt eine größere Aufmerksamkeit schenken" und ein "dem Leben vertrauen". Ein wunderbares Buch dazu hat übrigens der Psychologe Andreas Knuf geschrieben: "Widerstand zwecklos - wie unser Leben leichter wird, wenn wir es nehmen wie es ist". Du findest es auch in meinen Buchtipps.

 
Ich hoffe sehr, dass du aus diesem Blogartikel einiges für dich persönlich mitnehmen konntest.
Wenn du möchtest, teile sehr gern mit mir in den Kommentaren deine ganz persönlichen Tipps zum Umgang mit inneren Widerständen. Hast du bereits einen Weg oder eine Methode fr dich gefunden oder bist du noch auf der Suche?

Ich wünsche dir (ganz nach dem Gelassenheitsgebet von Reinhold Niebuhr) auf jeden Fall von Herzen die Gelassenheit, die Dinge, die du nicht ändern kannst, zu akzeptieren, sowie den Mut, die Dinge anzugehen, die du verändern kannst und natürlich die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Und solltest du dabei Unterstützung benötigen, melde dich bitte sehr gern bei mir. Ich bin für dich da!

Von ganzem Herzen alle Liebe,

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